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Genre

„Defender“ aus Hausach: Immer dreister an Musikstücke gewagt

Autor: Martina Baumgartner

Roland und Joachim Jäckle (von links) sowie Michael Herrmann und Armin Selbach von »Defender« haben jeder für sich rund 40 Jahre Musikerfahrung auf dem Buckel.

Wer und was macht den Klang der Heimat im Mittleren Kinzigtal aus? An jedem Donnerstag präsentieren wir Musikgruppen, Duos und Einzelinterpreten, die in Summe zum Klang dort gehören – eine spannende Mischung. Heute: »Defender« in Hausach.

Eine Leidenschaft für Gitarren hatten sie immer schon, die Musiker der Hausacher Gruppe »Defender«. Zum geflügelten Wort unter ihnen wurde dann auch »Die Fender (Gitarrenmarke) ist halt schon klasse«, lobten sie gegenseitig ihre liebsten Instrumente. Damit wurde das geflügelte Wort Programm und der Bandname entwickelte sich aus »Die Fender«, wie es wohl noch auf dem ersten Plakat der Gruppe stand, zu »Defender«, mit angedeutetem Fender-F in der Wortmitte. »Hat also nichts mit dem ins Deutsche übersetzten ›verteidigen‹ oder ›Kotflügel‹ zu tun«, erklären die Musiker schmunzelnd.

Armin Selbach (Gitarre), Roland Jäckle (Gitarre) und Michael Herrmann (Bass) machen feinsten Akustikrock und -blues. Einen dickes Ausrufezeichen mit Country-Touch setzt Sänger Joachim »Chuck« Jäckle mit markanter Stimme und hohem Wiedererkennungswert. Dabei sitzt er auf der Cajón und gibt den Rhythmus vor.  »Eigentlich ist unsere Band den Umständen geschuldet und aus einer Laune heraus entstanden«, klärt Selbach auf. Vielleicht vier Jahre seien sie als Rockband unterwegs gewesen.

Probe verpatzt und trotzdem  Musik machen

Mit von der Partie, ein Schlagzeuger, der beruflich viel reisen musste und deshalb oft die Proben versäumte. Doch eine Rockband ohne Schlagwerk geht eben nicht. Und weil die restlichen Musiker der Band bei den verpatzten Probenterminen doch noch ein bisschen Musik machen wollten, nahmen sie in so einem Fall die Akustikgitarren zur Hand.

»Wir spielen heute viele Stücke akustisch, die wir früher elektrisch gespielt haben. Zuerst dachten wir, das funktioniert nicht, tut’s aber doch«, stellt Roland Jäckle fest. Und das gehört heute einfach auch zu »Defender«: »ZZ-Top«, Jimi Hendrix, »Rolling Stones« oder Bette Midler gehen eben auch akustisch – und wie.

Von Cover ist eigentlich nur noch im Entferntesten die Rede, wenn die Hausacher Musiker loslegen. »So, wie wir die Stücke spielen, sind sie eigentlich schon eigene«, sagt Joachim Jäckle.

„Den Leuten gefällt’s“

»Wir sind halt immer dreister geworden, und haben uns an Stücke gewagt, die überhaupt nichts mit Akkustik zu tun haben und festgestellt, den Leuten gefällt’s«, ergänzt Selbach.
Seiher spielen sie ihre Stücke auf diese Art, allerdings niemals auf dieselbe Weise.

Manchmal passiere es einfach, dass ein Stück in eine andere Richtung liefe, als in der Probe. Doch wenn einer einen anderen Lauf spiele, zögen die anderen einfach locker nach, sind sich die Musiker beim Improvisieren einig.

»Manche Dinge sind einmalig und kann man nicht reproduzieren. Das ist allerdings auch gut so, denn dann kann beim nächsten Mal etwas anderes passieren«, erklärt Roland Jäckle den ersehnten Flow beim Musikmachen.

Großer Verlust macht eine zeitlang sprachlos

2016 starb »Defender«-Bassist Bernhard Ilg. »Da waren wir mal eine ganze zeitlang einfach sprachlos«, erinnert sich Selbach. Nach der Trauer und im Bewusstsein, dass der Musikerfreund gewollt hätte, dass es mit »Defender« weiterging, tat es das dann auch.

Bassist Michael Herrmann kam ins Spiel. »Irgendwann habe ich halt mal bei Armin Gitarrenunterricht genommen und dann stand da ein Bass im Weg rum, der eben auch gespielt werden wollte. Und dann war’s so«, erinnert sich der Bassist.

Die meisten »Defender«-Musiker schauen auf eine rund 40-jährige Musikerkarriere zurück. Joachim Jäckles musikalischer Werdegang begann mit der Tanzkapelle »Los Desperados«.
Gemeinsam mit Bruder und damals E-Gitarrist Roland Jäckle gab’s auch Auftritte. Der spielte wiederum mit Selbach in einer anderen Band: »Beatles-Coversongs und Musik der 60 er- und 70 er-Jahre«, erinnert er sich an das Repertoire.

Selbach und Herrmann spielten ebenfalls im Laufe ihrer Karrieren gemeinsam in einer Rockband. Man kannte sich bereits vor »Defender«.

Trotz langer Musikerkarrieren und unzähligen Auftritten hätte sich das Lampenfieber erhalten, beim einen mehr und beim anderen weniger. »Man braucht halt ein gewisses Kribbeln, damit es konzentriert zugeht«, sagt Selbach.

 

Persönliche Noten

◼ Die haben mich halt einfach auf die Kiste gesetzt, die zuvor im Probenraum nur rumstand. Seither singe und spiele ich Cajón.« (Joachim Jäckle)
◼ Armin Selbach, Roland Jäckle und Michael Herrmann lieben Gitarren und besitzen einige davon. »Man hat halt immer eine Gitarre zu wenig«, so Selbach. Kollege Jäckle hätte »die Tendenz, den Kreis der Instrumente stets zu erweitern«, und Herrman sagt: »Kaufen fällt halt leichter als verkaufen.«
◼ »Ich habe Lagerfeuermusik gemacht – »Beatles« und »Stones« – und dann kam der Granateneinschlag mit Jimi Hendrix und ich wollte
E-Gitarre spielen.« (Armin Selbach)
◼ Die Hausacher Musiker machen «Blues and more«. Weitere Informationen und Buchungsanfragen an »Defender« unter Telefon 0 78 31 / 8 44 22 oder Telefon 01 77 / 8 04 03 56.